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Ich hatte seit ewigen Zeiten kein Radio-Hörspiel mehr gehört. Dann wurde ich aufmerksam auf „Der zweite Schlaf“ nach einem Roman von Robert Harris. Zwölf Folgen laufen seit dem 3. November, können aber auch komplett in der Mediathek des hr1 angehört werden. Das Buch wird als postapokalyptischer Roman bezeichnet und, da Robert Harris ein Bestsellerautor ist, auch in höchsten Tönen gelobt.

Also mal reingehört und festgestellt, ich bin verwirrt. Da spielt eine Story im Jahre des Herrn ‚vierzehnhundertdunnemals‘ und tatsächlich fühlt sich alles nach Mittelalter an. Aber plötzlich merkt man, da stimmt was nicht. Ein junger Priester wird in ein abgelegenes englisches Dorf geschickt, um einen verunglückten Pfarrer zu beerdigen. Und er stößt auf ‚verbotene‘ Relikte aus alter Zeit: Scherben, Münzen und … Plastikspielzeug. Und begegnet einem grünen Sittich. Ha, genau mein Ding, denke ich. Aber dann kommt der Auftritt der Haushälterin des Verstorbenen. Und sie hat einen unverkennbar sächsischen Unterton in der Stimme. Geht gar nicht, auch wenn die Engländer irgendwann einmal Angelsachsen waren. Ich mach erst mal aus. Aber ein paar Tage später reizt mich die Sache dann doch wieder. Und tatsächlich, die Geschichte wird spannend und ich höre mir sämtliche Folgen an. 

Aber: Empfehlen kann ich das Hörspiel nur sehr bedingt. Und allem Anschein nach liegt es nicht an der Hörspielfassung sondern am Roman selbst. Das Ende ist nämlich wie mit der berüchtigten heißen Nadel gestrickt und total unbefriedigend. Oder, wie ein Rezensent bei Amazon schreibt, man hat das Gefühl, dem Autor ist die Luft ausgegangen oder er musste die Deadline des Verlags einhalten. Das ist wirklich sehr, sehr schade. Denn das Thema ist schon reizvoll. Ich fühlte mich an meine eigenen Gedanken erinnert, als vor ein paar Tagen bei uns der Strom weg war. Unsere Gesellschaft ist dermaßen von der Elektrizität abhängig, dass vermutlich wirklich alles zusammenbrechen würde, wenn es damit schlagartig vorbei wäre. Vermutlich würde es tatsächlich zur Apokalypse kommen und nur ein Bruchteil der Menschheit überleben. Wie würden diese dann neu anfangen? Welche Gesellschaftsformen könnten entstehen? Ich bin sicher, dass es bereits hervorragende Romane zu diesem Thema gibt, die ich allerdings nicht kenne. ‚Der zweite Schlaf‘ gehört nicht dazu.
Was ich aber interessant finde, ist der Titel an sich. Er wird im Hörspiel nicht wirklich erklärt. Aber offenbar gab es im Mittelalter eine Zeit, in der man bei früher Dunkelheit auch früh schlafen ging und zwei Schlafphasen vor und nach Mitternacht deutlich unterschied. In der Wachphase wurde gebetet, gelesen, sich unterhalten oder Feuerholz im Kamin nachgelegt, bevor man sich zur zweiten Phase wieder hinlegte. Der 8-Stundenschlaf ist sozusagen eine Erfindung der Neuzeit, die ebenfalls auf die Elektrizität bzw. unsere moderne Arbeitswelt zurückzuführen ist. 

Und damit komme ich dem Thema angepasst zum Zitat im Bild für Nova: Mal wieder ein Foto unserer 2017 schon recht alten Jeanie, die ihre Lieblingsplätzchen bei uns dann wenige Monate später auch gegen den Katzenhimmel eingetauscht hat. Das Foto ist vom März 2017.

Noch Lust auf ein Eichhörnchen zum Wochenende? Von gerade eben. Und jetzt kommt sogar die Sonne durch. Aber ich werde erst mal jetzt Vanillepuddingteilchen backen.