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Als ich vor einiger Zeit die „Nordblut – Saga“ von Mira Valentin vorgestellt habe, da schrieb ich bereits, dass ich mir auch die Legende von Enyador downloaden würde. Mira Valentin weiß sich zu vermarkten und deshalb erscheint auf Amazon auch folgende Lesermeinung „Seit Herr der Ringe die spannendste und kreativste Geschichte in der Fantasy-Szene„. Nun ja, da kann man sicher unterschiedlicher Meinung sein. Ich habe alle vier Bände gelesen, aber am Anfang doch mit etwas Stirnrunzeln. Es fängt wie ein reines Jugendbuch an, was es vermutlich auch sein soll. (Und für mich nicht grundsätzlich ein Problem darstellt). Aber auch ziemlich grausam. Die Protagonisten sind zunächst tatsächlich alle Kinder oder Jugendliche, die von Elben als Sklaven verschleppt werden. Dann tauchen Drachen auf, Dämonen, Hexer und Hexen, Irrlichter und Geisterwölfe und irgendwie fehlte mir der rote Faden.

Weiterlesen macht Sinn

Aber wer Fantasy mag, sollte sich vom Anfang des ersten Bandes – es sind derer vier – nicht abschrecken lassen. Es wird nämlich schon irgendwann spannend und man blickt auch so nach und nach durch. Amüsiert hat mich aber schon der Hinweis der Autorin auf die Zusammenfassung der Geschichte von Enyador am Ende des vierten Bandes. Ich hatte den Eindruck, dass Frau Valentin selbst gemerkt hat, dass die Story leicht verworren ist. Und viel hinterfragen darf man nicht. Aber das sollte man von Fantasy gewohnt sein.

Die einzelnen Bände

  1. Die Legende von Enyador
  2. Die Wächter von Enyador
  3. Die Flammen von Enyador
  4. Das Vermächtnis von Enyador

Worum geht es?

Aus der Kurzbeschreibung von Amazon kann man nicht allzu viel entnehmen.
Seit Jahrhunderten kämpfen in Enyador Elben, Drachen und Dämonen um die Macht. Die Menschen wurden von den Elben unterworfen, ihre Erstgeborenen als Sklaven in den Krieg gegen die Drachen geschickt. Doch Tristan, ein Waisenjunge, widersetzt sich seinen Unterdrückern, anstatt an deren Grausamkeit zu verzweifeln. Dadurch löst er eine Reihe von Ereignissen aus – und eine uralte Prophezeiung erwacht zu neuem Leben.

Ausgangspunkt ist ein Hexer, der lange bevor die Geschichte beginnt, drei Menschengeschlechter in Elben, Dämonen und Drachen verwandelt hat. Alle hatten sich an ihn gewandt, weil sie ihre Konkurrenten besiegen wollten – also fast wie im richtigen Leben. Der Hexer nahm denen, die Elben wurden, ihre Fähigkeit zu lieben. Denen, die Drachen wurden, ihr Durchsetzungsvermögen. Denen, die Dämonen wurden, ihre Schönheit. Drachen konnten sich gegen Elben und Menschen verteidigen, wurden aber leicht von den Dämonen besiegt. Als schwächstes Geschlecht blieben die Menschen übrig, weil sich deren Vertreter dem Ansinnen des Hexers widersetzt hatte. Aber es gibt immer wieder Abkömmlinge der einzelnen Spezies, in denen Teile ihrer ursprünglichen Natur wieder auftauchen. Also Elben, die fähig sind zu lieben, Dämonen, die von angenehmer Gestalt und Wesen sind, oder Drachen (übrigens Gestaltwandler, die eine menschliche Gestalt annehmen können), die sich durchaus als hartnäckig und durchsetzungsstark erweisen. Und es gibt Kinder aus Verbindungen, die eigentlich nicht erlaubt sind.

Was ich nicht so toll fand

Neben der teilweise etwas verworrenen Geschichte störte mich am meisten die Namensgebung. Hier hat sich die Autorin gewaltig an aus anderen Sagas oder der Geschichte bekannten Namen bedient, die sie leicht verändert hat. König Nimrund erinnert sofort an Nimrud, die Hauptstadt des Assyrischen Reiches im heutigen Irak. Mit dem Magier Eliyah wird sofort eine Verbindung zu Elijah Wood aufgebaut, der in ‚Der Herr der Ringe‚ den Hobbit Frodo verkörpert.  Die verschleppten Kinder stammen aus einer menschlichen Siedlung mit einem englischen Namen. Aber Tristans Eltern heißen dann Stefan und Irmel. Das fand ich total daneben und es hat mich wirklich gestört.

Bewundernswert fand ich aber, dass die Autorin es geschafft hat, am Ende des vierten Bandes alles aufzulösen. Auch wenn sie an J.R.R.Tolkien bestimmt nicht heranreicht, so konnte sie mich mit dem Ende mehr überzeugen als George R.R. Martin mit seinem endlosen ‚Das Lied von Eis und Feuer‚ (Game of Thrones als Verfilmung).

Fazit

Es ist eine nette Unterhaltung, wenn man Fantasy mag, und keine allzu hohen Ansprüche stellt. Die Charaktere entwickeln sich teilweise sehr gut, andere eher überhaupt nicht. Ist der erste Band eher etwas langatmig (ähnlich wie bei Nordblut 1), so wird die Geschichte von Band zu Band spannender und auch anspruchsvoller. Dank einer bildhaften Beschreibung der Landschaften kann man sich in die Szenerie gut hineinfinden. Die Hauptfigur des Tristan ist sehr gut gelungen. Einige Nebenfiguren sind auch recht witzig, wie das Mädchen Marron, das zunächst als Junge auftritt und Wiesel genannt wird, die Drachendame Shook, oder der viel zu hübsche Dämon Thul, der es einfach nicht schafft, als echter Dämon anerkannt zu werden.

Als Jugendbuch kann man es empfehlen, obwohl es ausgerechnet am Anfang für meinen Geschmack einige zu grausame Szenen beschreibt. Aber ich fürchte, die Jugendlichen von heute haben damit weniger Probleme als ich. Wer als Erwachsener gerne Jugendbücher und vor allem Fantasy liest, kann sich von den vier Bänden mit einigen Abstrichen gut unterhalten lassen.
Ich vergebe drei bis vier von fünf möglichen Sternen.

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