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Gestern konnte ich im Garten zwei jüngere Eichhörnchen beobachten. Eins davon weiblich und vermutlich trächtig. Sie sauste ihrem Gefährten zunächst rund um den Stamm der alten Tanne, flitzte dann aber zu unserem Ahorn. Und dort begann sie zu meiner großen Verwunderung die Flechten abzunagen. Das hatte ich vorher noch nie gesehen.

 

Der Anblick erinnerte mich irgendwie an das Buch „Fluss der Wunder“ von Ann Patchett, das ich kürzlich gelesen habe. Eine Textstelle dieses Romans war Ausgangspunkt eines Webinars der Schule des Schreibens. Darin geht es letztendlich – Achtung Spoiler!!! – um einen Indianerstamm am Amazonas, dessen Frauen die Rinde bestimmter Bäume regelrecht abnagen und dadurch lebenslang fruchtbar bleiben. Kein schöner Gedanke, wie die Protagonistin zunächst findet, als sie sich auf den Weg macht, um nach den Spuren ihres angeblich toten Kollegen und Geliebten zu suchen. Ich habe das Buch, das am Ende mit einer interessanten Wendung aufwartet, gerne gelesen.

Was fressen Eichhörnchen?

Normalerweise bringen wir unsere Eichhörnchen immer mit Nüssen, Bucheckern, Tannenzapfen etc. in Verbindungen. Weniger gerne denken wir darüber nach, dass sie auch Nesträuber sind, und sowohl Eier als auch Jungvögel auf ihrem Speiseplan stehen. Ebenfalls gehören Pflanzenknospen und Pilze zu ihrer Nahrung. Aber Flechten? Ich habe einen Hinweis gefunden, dass Eichhörnchen die Rinde von Bäumen annagen, um an den aufsteigenden Saft heranzukommen. Dann wären also gar nicht Flechten die Objekte der Begierde gewesen. Und logisch ist das auch. Schließlich ist der Ahorn für seine süßen Säfte bekannt.

Hier geht es schon wieder die Tanne hoch.

Flechten und Moose

            Aber das Thema Flechten und Moose ist trotzdem interessant. Ähnlich wie in Algen stecken auch in diesen Pflanzen heilkräftige Stoffe. Aus meinem Beruf, in dem ich mich viel mit Naturheilkunde beschäftigt habe, ist mir das Isländisch Moos (Cetraria islandica) noch in Erinnerung. Es enthält Schleimstoffe, die gegen Halsentzündungen und Reizhusten wirksam sind. Dieses Moos ist kein Moos sondern in Wirklichkeit eine Flechte. Und Flechten sind eine interessante Laune der Natur, eine Symbiose. Bei Flechten bildet nämlich ein Pilz mit einer Alge eine Lebensgemeinschaft. Es ist immer wieder faszinierend, was die Natur hervorbringt. Isländisch Moos war nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl radioaktiv belastet. Zum Teil ist das auch heute noch der Fall (wie auch bei vielen getrockneten Pilzen.) Man sollte immer darauf achten, dass die Tees oder Pastillen von in Deutschland geprüfter Qualität sind.

Eine andere bekannte Flechte ist die Bartflechte (Usnea barbata). Sie enthält antibiotisch wirksame Substanzen, Vitamin C und Gerbstoffe. Sie ist fast so etwas wie ein Alleskönner, denn sie wirkt (oder soll wirken) gegen so ziemlich alles von Erkältungen über Hauterkrankung bis zu Staphylokokken-Infektionen. Mir ist allerdings außer in der Homöopathie kein Präparat mit einem Wirkstoff aus der Bartflechte bekannt.

Keine Symbiose, aber aktuell eine schöne Lebensgemeinschaft: Unsere Tanne und die Clematis „Alba luxurians“.

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