Hallo zusammen!
Mir geht die alte Weisheit nicht aus dem Kopf, dass nichts so schlecht ist, als dass man nicht etwas Gutes daraus machen könnte. Also habe ich mir die Miezekatzen-Fehlerliste in puncto Rechtschreibung und Zeichensetzung mal genau angeguckt und beschlossen, dass man sich durchaus mal damit beschäftigen kann.
In loser Reihenfolge hier ein paar Erklärungen.
• Punkt Nr. 1: Zahlen und Zahlwörter
Zahlwörter sind echt schwierig, wenn es um Groß- oder Kleinschreibung geht. Grundsätzlich gilt zunächst, dass Zahlen unter einer Million kleingeschrieben werden. Werden Sie als Nomen benutzt, schreibt man sie aber groß. Klingt einfach, ist es aber nicht.
Beispiel: Die ersten fünf (?) haben gewonnen. Vom Gefühl her, würde ich behaupten, dass „fünf“ hier ein Nomen ist. Wird trotzdem klein geschrieben. Würde man dagegen die Ordnungszahl benutzen – also „Jeder Fünfte hat gewonnen“ – wäre die Großschreibung wieder korrekt. Wie ist es mit „Sabine hat eine Sechs gewürfelt“? Das ist korrekt. Hier ist die Sechs wirklich ein Nomen. Aus meinem Krimi: „Sie war Mitte Zwanzig. Falsch! Muss heißen: „Sie war Mitte zwanzig“. Geht mir gegen den Strich, aber ich werde mich daran gewöhnen.
Am liebsten sind mir die unbestimmten Zahlen und Mengen. Die darf man nämlich sowohl klein als auch groß schreiben. Beispiel: Sie hat hunderte von Fehlern gemacht, stimmt. Aber eben auch: Sie hat Hunderte von Fehlern gemacht.
• Punkt Nr. 2: Kommaregeln
Wie ich in den Kommentaren bereits feststellen konnte, bin ich nicht die Einzige (Achtung: Als Nomen verwendetes, unbestimmtes Zahladjektiv), die gerne zu viele Kommas setzt. Die meisten Probleme machten mir bisher die Kommas, die man vor dem „und“ setzt oder eben auch nicht. Denn früher galt die Regel, dass man vor „und“ oder „oder“ auch noch ein Komma setzt, wenn zwei gleichrangige Hauptsätze aufeinanderfolgten. Das ist heute anders. Ich finde es auch gut, nur muss ich mir diese Kommas noch abgewöhnen. Übrigens: Sagte man früher nicht auch Kommata? Klingt mittlerweile total altmodisch, ist aber immer noch korrekt. Der Duden lässt beides zu. Bevor wir zu den Kommata zurückkommen: … wenn zwei gleichrangige Hauptsätze aufeinanderfolgen oder aufeinander folgen? Es geht beides. Mein Papyrus Autor (mein Schreibprogramm) hätte es aber gerne zusammengeschrieben.
Das ist überhaupt die Krux an der deutschen Sprache: Es gibt eindeutig zu viele Ausnahmeregelungen. Und deshalb möchte ich auch manchmal lieber schreiben, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Nein, also das stimmt nicht. Aber eben, wie ich denke, dass es verständlich ist. Aber ich sehe ein, dass so etwas nicht nur Lektoren ein Dorn im Auge ist, sondern auch viele überkritische Leser auf den Plan ruft. Achtung: Vor der Konjunktion sondern steht immer ein Komma. Also werde ich mich bemühen, dass meine Texte besser werden. Der Sache mit dem Komma und den Konjunktionen kann man natürlich auch prima aus dem Weg gehen, indem man ausschließlich in kurzen Einzelsätzen schreibt. Das gehört zu den Lieblingsempfehlungen vieler Schreibratgeber. Offenbar ist der moderne Leser mit längeren Konstruktionen überfordert.
Noch eine weitere Kommaregel: Aufzählungen trennt man durch Kommas. Soweit, so gut. Aber wenn zum Beispiel sogenannte nicht gleichrangige Adjektive oder Partizipien aufeinanderfolgen, dann geht das ohne Komma. >>> Sie lebte in einem kleinen historischen Haus. Es gibt aber auch den Fall, dass ein Komma entscheidet, ob Gleichrangigkeit vorliegt oder nicht. Beispiel: „Das Buch enthält neue aufregende Geschichten“ bedeutet etwas anderes als „Das Buch enthält neue, aufregende Geschichten“. Im ersten Fall enthielt auch das andere Buch aufregende Geschichten. Im zweiten Fall waren die Geschichten des ersten Buches eher langweilig.
Das reicht für heute. Höchstens eins noch: Überlasse keinem Lektor die Entscheidung über regionale Eigennamen, wenn er sich in der Region nicht auskennt! Der „Alte Flugplatz“ in Frankfurt-Bonames ist ein Eigenname und schreibt sich somit groß 😉 Da sollte ich auch mal wieder spazieren gehen. Über das „Alte Schloß“ in Höchst wird auf Facebook gerade diskutiert. Aber eher wegen des „ß“. Denn Schloss schreibt sich heutzutage mit Doppel-„s“. Aber für mich ist unser Altes Schloß auf jeden Fall ein Eigenname und die meisten „alten“ Höchster sehen das auch so.
Apropos „ß“ – nun darf man es auch noch als Großbuchstabe schreiben. Wie doof sieht das denn aus? Das deutsche Trauma macht es möglich. Alles, nur bitte kein „SS“. (Die Schweizer kennen kein „ß“.) Ich frag mich nur, warum dann nicht so schreiben, wie man es spricht: SZ? Oder sieht das auch nach nationalsozialistischem Brauchtum aus? Wobei – das würde dann vielleicht als „Schloz“ ausgesprochen werden. Da fällt mir doch glatt die Eszet-Schnitte ein. Ich brauch jetzt Schokolade. Die ist zwar auch braun, aber das hat man glücklicherweise nicht verboten.
Soll ich hin und wieder noch mehr Beiträge über dergleichen Feinheiten unserer Rechtschreibung bringen? Dann schreibt mir das doch bitte in die Kommentare.
Hinweis zum Beitragsheader: Die Collage besteht aus einem Unsplash Foto von Chris Lawton und einem gemeinfreien Foto aus Wikipedia. Ich bedanke mich für die Bereitstellung. Ich habe die beiden Bilder zusammengepackt und farblich etwas verfremdet.
Du bist klasse, liebe Elke. Gerne lese ich weiter in den Regeln, so du denn bitte wieder welche aufschreibst.
Herzlich, do
Liebe Elke,
„Deutsche Sprache, schwere Sprache“ sagt man doch immer und nicht ohne Grund.
Ich hätte es jedenfalls besser gefunden, wenn man das „ß“ ganz gestrichen hätte und nur noch „Doppeless“ benutzen würde. Aber ist auch egal, ich schreibe an meine Freunde in der Schweiz und USA problemlos immer „ss“ und denke dabei an gar nichts, schon gar nicht an irgendetwas historisches.
Lieben Gruß und besonders lieben Gruss
moni
Oje Elke, welche Mühe hast du dir denn gemacht. Bei aller Einhaltung der Grammatikregeln macht das Schreiben ja keinen Spass mehr. Ich schreibe einfach so drauf los, sicher wäre manches zu benörgeln, mir ist’s „Schnuppe“ ( wahrscheinlich so auch nicht zulässig). Da hat dich wohl der Schreibergeiz gepackt???
Liebe Grüße
Edith,
nimm’s locker
@Edith: Jetzt muss ich aber schmunzeln, liebe Edith (bitte nicht böse sein). Nein geizig bin ich beim Schreiben normalerweise nicht. Aber das mit dem Schreib-Ehrgeiz, ja das stimmt. Wie gesagt, privat wäre mir das auch sowas von wurscht. Aber wenn es um ein Buch geht, dann will ich schon, dass möglichst alles oder eben das meiste stimmt.
Liebe Elke,
zum Glück kann mir das ja alles Schnurz sein, was Du hier schreibst. 😉 Zumindest im gewissen Maße. Aber wenn man wirklich darauf achten muss – auweia. Unsere Rechtschreibung und Grammatik ist ein richtiges Teufelswerk. Da waren auch deutsche Bürokraten am Werk. Erst ein enges Regelwerk erstellen und dann zig Ausnahmen zulassen. Kommt mir irgendwie bekannt vor.
Das ist wieder der typische Elke-Stil, den ich so mag. Interessant geschrieben, aber die Ironie kann man zwischen Zeilen erkennen. Das zu lesen, macht immer Spaß. Also bitte noch mehr davon.
Liebe Grüße
Jutta