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Bei „Frühstück bei Emma“ und ihr Projekt „Tell a story“ geht es dieser Woche um die Straße, in der wir wohnen. Ich wohne in zwei Straßen. Na ja, eigentlich habe ich nur eine korrekte Adresse, den Wachtelweg. Aber wer mich kennt, weiß, dass es sich um ein Eckgrundstück handelt. Ursprünglich gab es nur mein Elternhaus im Heimchenweg mit einem ewig langen Gartengrundstück. Dort haben wir 1980 gebaut und bekamen die Adresse Wachtelweg. Gleichzeitig hatte ich aber auch im alten Haus meine Zahnarztpraxis und somit die Heimchenwegadresse. Im Grunde ist alles ein einziges Grundstück. Wir sind z.B. mit unseren Wasser- und Stromanschlüssen vom Heimchenweg abhängig, was manchmal blöd ist. Wird dort aus irgendwelchen Gründen von der Stadt das Wasser abgestellt, informiert man uns im Wachtelweg nicht. Weil keiner weiß, dass es uns betrifft.
Der Heimchenweg ist eine der beiden Verbindungsstrassen zwischen dem alten Ortskern von Unterliederbach und dem Stadtteil Höchst. Wann er genau entstand, kann ich nicht sagen. Aber der Teil, in dem mein Elternhaus steht, war 1927 – als mein Großvater das Haus baute – noch unbefestigt. Der Weg hieß damals Steinweg. Den Namen verlor er, als Unterliederbach erst nach Höchst und später dann nach Frankfurt eingemeindet wurde.

Das Haus neben dem Wasserhäuschen, wie man die Trinkhallen in Frankfurt nennt, hat die Hausnummer 1.  Die Bebauung in diesem Teil des Heimchenwegs ist sehr uneinheitlich und nicht sehr attraktiv. Links geht es dann an der Metzgerei Elzenheimer weiter, die sich noch nicht vom Nikolaus trennen konnte.

Rechts kommen wir dann am neuen Feuerwehrhaus vorbei, wo für Autofahrer die Straße erstmal endet. Kurioserweise gibt es dort ein Stück Heimchenweg, das offenbar zu den Grundstücken des beiderseits angesiedelten Gartenbaubetriebes gehört. Oder auch nicht, keine Ahnung. Aber für die Schulkinder, die hier Richtung Grundschule laufen, ist das ganz gut so.

Oben im Beitragsheader blickt man von der Hermann-Waibel-Allee in diesen Straßenabschnitt hinein. Um wieder in den Heimchenweg zu kommen, fährt am einmal ums Eck, also über die oben genannte Hermann-Waibel-Allee.

Hier sind wir dann wieder im Heimchenweg, so wie er sich nun bis zur Bahnlinie nach Höchst zieht. Hier gibt es eine Reihe schöner alter Häuser. Der Pfeil rechts zeigt auf mein Elternhaus. Die Schlaglöcher werden übrigens seit gestern beseitigt. Die Fotos habe ich noch am Sonntag gemacht. Die Straßenbauer machen ab 7 Uhr morgens einen Mordskrach. Aber gut, dass das mal in Ordnung gebracht wird.
Und dann geht es rechts in den Wachtelweg hinein.
Rechts wohnen wir; der Zaun – erst Holz, dann Ligusterhecke – zieht sich bis zum kleinen Pfeil. Links sieht man das Haus unseres neuen Nachbarn, der aus einem winzigen, einstöckigen Häuschen fast in Eigenregie ein tolles Ökohaus  gemacht hat. Das obere Stockwerk – man sieht im Fenster Rollen mit Dämmstoffen – ist noch nicht fertig. Der Wachtelweg verläuft ebenfalls bis zu einer Bahnlinie, die in den Taunus führt. Dahinter kommt dann das neue Viertel „Parkstadt“, von dem aus ich die Felder zu meinem 12 x 1 im Jahr-Motiv erreiche. Wenn man rechts an der Bahnlinie abbiegt, kann man die Rückseiten der zweiten Reihe Wachtelweghäuser erkennen und im Hintergrund wieder den Heimchenweg erahnen.

Der Wachtelweg hat rechts – wie gerade erwähnt –  eine zweite Reihe, die über kleine Stichstraßen erreichbar ist, wie man es beim letzten Bild sehen kann. Rechts ist an der alten Hainbuche das Ende unseres Gartens, links unser seit (gefühlt) zehn Jahren sein Haus umbauender hinterer Nachbar. Im Prinzip stehen noch alle Häuser aus den 1950er und 1960er Jahren, aber einige wurden schon kräftig umgebaut. Schlimm finde ich, was mit einigen Gärten passiert. Vor allem der Trend zu diesen extrem hässlichen, blickdichten Zäunen aus dunklem Kunststoffmaterial, die man nun immer öfter sieht, finde ich ganz furchtbar.


Der Wachtelweg wurde Ende der 1950er Jahre gebaut. Die modernen Einfamilienhäuser gehörten samt und sonders leitenden Angestellten der damaligen Farbwerke Hoechst, später Hoechst AG. Die Firma hatte sich schon seit Beginn ihrer Existenz als „Rotfabrik“ um ihre Arbeiter und Angestellten gekümmert. Etwas, das dann Ende des letzten Jahrhunderts völlig aus der Mode gekommen ist. Der Heimchenweg trägt seinen Namen nach dem alten „Heimchen“, einer Arbeitersiedlung, die 1889 auf der Weltausstellung in Paris ausgezeichnet wurde. Ein Teil des Heimchens existiert heute noch im „Vogelviertel“, der ursprüngliche ganz alte Teil wurde aber in den 1970er Jahre abgerissen und durch ziemlich hässliche Neubauten ersetzt. Diese Flachdachbungalows hat man inzwischen noch einmal umgebaut. Sie sehen inzwischen etwas netter aus.

Das „Heimchen“ und die alten Villen im angrenzenden Vogelviertel spielen übrigens in meinem zweiten Bea Baumann Krimi „Vergangen heißt nie ganz vorbei“ eine nicht unbeträchtliche Rolle.