Ich habe einen neuen Blog *** entdeckt. Ich weiß noch nicht, ob er mir gefällt oder nicht. Auf alle Fälle ist er anders. Der Blog Die Seite heißt Alter – Eros – Tod. Dort las ich heute Folgendes: …………
Unruhestand?
„Doch wenn der Unruhestand zum Imperativ wird, verlieren wir die Freiheit, einfach auf der Ofenbank zu sitzen und die Zeit vorbeiziehen zu lassen. Wir verlieren das Recht auf eine Existenz ohne Ziel und Zweck.“ (Anna Sauerbrey, Tagesspiegel, 4.4.2015)
Was für ein feiner Satz!
Leistung und Produktivität, lebenslanges Lernen, Senioren Universität, Fitnesskurse für 60+, Ehrenamt und geringfüge Jobs bis ins hohe Alter, und, und, und – klar, jede, jeder wie sie, wie er mag, kann und will. Wahlfreiheit. Das Recht auf dies und das und jenes Tun oder eben NichtTun. Ohne wirtschaftliche Zielsetzungen und Zwänge. Das wäre dem Alter angemessen. Jedem Alter. (copyright Heidrun Müller)
Unter diesem Beitrag gibt es Icons, um das mit allen möglichen sozialen Medien zu teilen. Deshalb gehe ich mal davon aus, dass es in Ordnung ist, es auch hier zu teilen. Es gibt so Gedanken, die hatte ich schon als junge Frau. Damals, als ich rund um die Uhr voll im Stress war. Im Sommer fuhren wir dann nach Spanien, durch Südfrankreich hindurch und nicht immer über die kostenpflichtigen Autobahnen. Da kam man dann durch Dörfer, in den man den Eindruck hatte, dass die Zeit stehen geblieben war. Alte Frauen und Männer saßen in meistens einfacher, schwarzer Kleidung vor ihren Häusern in der Sonne, ließen die Zeit vorüberziehen und freuten sich, wenn sie mit Nachbarn einen Plausch halten konnten. Glaubt es mir oder glaubt es nicht, damals habe ich gedacht, dass es doch gar nicht so übel wäre, im Alter so zur Ruhe zu kommen. Und heute? Immer noch versuche ich, mit den Jungen irgendwo mitzuhalten. Fit sein, gut auszusehen – na ja, wenigstens halbwegs. Und ich weiß, ich könnte auch gar nicht anders. Nur manchmal, wenn mir alles zu viel wird – meistens wenn es mir gesundheitlich nicht so toll geht – denke ich an diese alten Leute und an meine Gedanken von damals zurück. Und ich versuche, zur Ruhe zu kommen, fünfe gerade sein zu lassen.
Aber: Das Zitat da oben endet mit „Das wäre dem Alter angemessen. Jedem Alter„. Das überliest man schnell. Können junge Menschen heute noch ohne wirtschaftliche Zielsetzungen und Zwänge leben? Man kann es sich schwer vorstellen. Und so werden heute schon die Jüngsten auf Effektivität getrimmt. Wie anders war das mal für kurze Zeit in meiner Jugend. Ich war nie ein Hippie. Das war in meinem Elternhaus nicht denkbar. Aber ich bin sicher, es wäre mir gut bekommen, hätte ich mir z.B. nach dem Abitur mal eine Auszeit gegönnt. Wäre in der Welt herumgereist, statt mich zielstrebig Studium und Beruf zu widmen … Beruf und Elternschaft … Beruf und schließlich Burn-out. Einer meiner Söhne verweigert sich diesem Leistungsdruck. Es ist mir peinlich, wenn ich gefragt werde, was er denn macht. Es wäre mir doch so viel lieber, ich könnte auch mit ihm angeben, wie so viele meiner Bekannten. Aber dann frage ich mich, ob er es nicht genau richtig macht. Es ist mein ureigenstes Ding, dass ich damit so schlecht klarkomme.
Im Moment bin ich unproduktiv. Will heißen, ich habe das Schreiben aufgegeben. Habe ich vielleicht nur geschrieben, weil ich dachte, ich müsste mich nochmals beweisen? Diese Ausbildung an der Schule des Schreibens – gleich nachdem ich meine Praxis aufgegeben hatte – passt ins Schema. Oder nein, ich wollte schreiben. Aber dann kam der Moment, wo mich das Finanzamt zum ‚Unternehmen Schriftstellerin‘ machte – ungeheuerlich. Da war er wieder, dieser Druck produktiv zu sein. Was für ein Unfug. Wie gut, dass ich nie auf die Idee gekommen bin, aus dem Fotografieren auch noch ein ‚Unternehmen‘ zu machen. Ich glaube, ich muss dem Finanzamt mal mitteilen, dass ich nur Hobbyautorin bin. Und dann setz‘ ich meinen lila Hut auf … Kennt ihr das noch? Wenn nicht, googelt mal danach. Und setzt euren lila Hut rechtzeitig auf.
Die Seite Alter – Eros – Tod habe ich über die Seite blogs50plus entdeckt. Ich bin da seit Urzeiten gelistet und habe mir jetzt mal vorgenommen mich dort durch die Linkliste zu klicken.
*** Der eigentliche Blog heißt übrigens Spurenleserin. Alter – Eros – Tod ist eine Seite ohne Kommentarmöglichkeit.
Noch muss ich viele Jahre arbeiten gehen. Aber ich kann mir vorstellen, dass der Leistungsdruck noch lange sitzen wird. Plötzlich daheim sein, ohne jeden Tag raus zu müssen. Was tun mit der Zeit? Kommt man sich gleich alt vor? Und überflüssig? Ich werde es erfahren – eines Tages. In Italien in einem Dorf oben in den Bergen haben wir das auch mal erlebt. Nur ein paar alte Frauen saßen an einer Mauer, rupften Hühner, plauderten. Männer saßen einfach da, schauten. Da muss die Zeit unendlich langsam verstreichen. Manchmal kann ich das auch. Wenn ich allein bin, in der Küche am… hier weiterlesen »
Ganz bestimmt nicht alt und überflüssig, wenn man sich nicht nur auf den Beruf und die Kinder fixiert hat. Das ist doch das Schöne am heutigen alt werden: Man hat noch so viele Möglichkeiten.
Zum Schulhof-Bully: Schau mal hier:
https://www.youtube.com/watch?v=mpHj6XQNuKk&feature=share&fbclid=IwAR2bI-zHaQEKeegO_u_exPEPPim1QDbdxOluMGjzIyczIDDcl5Xpuk7SGVs
Viel Vergnügen!
Das ist köstlich, danke. Mit Sicherheit viel besser als die Originaldebatte, die ich mir nicht angetan habe.
Liebe Elke, ich möchte Nova zustimmen: Weniger ist mehr, das haben wir gerade hinter uns, aus einem Haus in eine 3 Zimmer Wohnung und was soll ich sagen, wir haben immer noch zuviel. Man muss einfach lernen abzugeben, sich nicht unter Druck stellen, sich nicht beweisen, wem eigentlich? Man muss neu lernen, mit der Zeit die man als älterer Mensch nun mal hat, richtig umzugehen. Was stört mich was die anderen von mir denken, können die sehen wie es in mir aussieht? Man muss den Mut finden das zu tun, wozu man Lust und Freude hat, ohne ein schlechtes Gewissen… hier weiterlesen »
Danke, liebe Edith. Du hast so recht, aber es gibt innere Landkarten, die werden von Kind auf angelegt und man folgt ihnen. Und selbst wenn man sich als erwachsener Mensch längst klargeworden ist, dass viele dieser Wegweiser solche in die falsche Richtung waren, ist es schwer, diese Überzeugungen völlig abzulegen.
Gestern Abend schon gelesen, zu vielen weiteren Gedanken angeregt kommentiert, aber mein iPad schafft es irgendwie nicht, die Kommentare „weiterzugeben“ ( die Hardware treibt einen manchmal zur Verzweiflung ). Ich hab mir den Blog auch gleich angeschaut und weiß auch noch nicht so recht. Liegt sicher nicht an den Themen, denen ich mich ja nun seit acht Jahren ständig stellen muss und da zu vielen Einsichten & Erfahrungen gekommen bin. Die Vorstellung vom „Unruhestand“ musste ich ja umständehalber begraben ( und somit habe ich mich selbst ausgetrickst mit meiner Vertrösterei in den geschäftigen früheren Jahren ). Ich muss allerdings zugeben,… hier weiterlesen »
Das sind gute Aussichten. Da ich auch oft genug den Vögeln und Eichhörnchen im Garten zuschaue … Mit dem Tablet – ich habe Android – habe ich auch oft mehr Probleme als am PC. Ich habe bis heute nicht begriffen, dass ich mit dem Googlebrowser, den ich normalerweise auf dem Tablet nutze – nicht auf den Google-Blogs (blogspot und blogger) kommentieren kann. Da ich oft genug vergesse, zu Edge zu wechseln, verschwinden mir dann immer wieder lange Kommentare auf Nimmerwiedersehen. Das nervt total.
Ich kann es, vor seitdem ich einmal im Jahr nach D. fliege, immer wieder feststellen wie unterschiedlich es sich doch lebt, und ich bin froh dass ich den Schritt nach hier gemacht habe. Man hat hier im Grunde weniger aber doch soviel mehr. Man ist mit wenig zufrieden und die Lebensfreude der Menschen steckt einfach an. Diese Gier nach immer mehr ist einfach schlimm. Hier gibt es noch das Miteinander, der Mensch wird gesehen und nicht das was er besitzt, was er an Klamotten trägt oder welches Auto er fährt. All dies obwohl die letzte Krise noch nicht überwunden war… hier weiterlesen »
Das klingt mir ein bisschen zu sehr nach Idylle. Aber ja, ich bin sicher, dass das Leben bei euch anders läuft. Und wenn die Menschen damit auch wirklich zufrieden sind, ist das sehr schön. Nur denke ich gerade an die sog. „Jammer- Ossis“, die auch ständig das ach so menschlich-beschauliche Leben in der ehemaligen DDR beweinen, aber gleichzeitig ständig darauf schimpfen, dass es ihnen in der Bundesrepublik wirtschaftlich so schlecht geht. Das ständige Schielen nach „mehr und besser“ ist offenbar eine sehr typische menschliche Eigenschaft.
Die Idylle ist in der Lebensfreude vorhanden. Im Grunde kann man sagen es bleibt einem ja nichts anderes übrig. Was will man mehr wenn dieses mehr nicht vorhanden ist. Leider gibt es aber auch einige Suizide weil Männer nicht mehr wissen wie sie ihre Familie durchbringen sollen, es gibt einige Menschen die wieder nach Hause ziehen müssen weil Mieten/Kredite nicht bezahlt werden können. Das Mehr und Besser kann man hier schnell ablegen wenn man es zulassen kann. Ich kann da auch von mir sprechen. Angefangen vom Sportwagen zum Kleinwagen, weil auch einfach praktischer; Bekleidung die ich immer noch aus Deutschland… hier weiterlesen »
Sehr interessant, liebe Elke. Werde mich da auch mal ansehen. Neue Denkanstöße sind ja immer gut. Wenn man sein Leben lang in diesem Unruhestand verbracht hat – blieb einem ja fast nichts anderes übrig – ist jetzt nicht so einfach umzuschalten, auch wenn man es gerne möchte. Das muss auch erst einmal gelernt werden.
Ich habe schon so oft gedacht, dass die Menschen in den südlicheren Ländern irgendwie anders ticken als wir. Ihre ganze Lebensweise ist lockerer, lebensfroher, geselliger. Vielleicht nicht alles, aber einiges können wir uns da sicher abschauen.
Liebe Grüße
Jutta
Wenn ich an die letzten Sommer zurückdenke, dann verstehe ich auch, dass große Hitze einfach lähmt. Die Siesta in südlichen Ländern hat schon auch ihren Sinn.