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Als ich mich am Donnerstag auf dem Rückweg vom Schwarzbachwehr zu meinem in der Pampa abgestellten Auto befand, fiel mir ein schmaler Weg auf, an dessen Ende sich eine alte Mauer und ein Torbogen auftaten. Ich dachte eigentlich an einen alten Friedhof und beschloss, mir das gerade noch schnell anzugucken. Diese Ecke hinter den Neubauten des Okrifteler „Mühlenviertels“ ist umgeben von Kleingärten, diversen Wasserläufen und undurchdringlichen Sumpfgebieten unweit der Einmündung des Schwarzbachs in den Main.

Die folgenden Fotos für Novas ‚T‘-in-die-neue-Woche zeigen aber den Durchgang in ein Gehöft, das vermutlich auch einmal zu einer Wassermühle gehört hat; Bonnemühle, so auch der Name der kleinen Straße. Es gibt nur die Nr.1.

Das Ganze sieht interessant, auf den ersten Blick wild-romantisch, dann aber ziemlich verwahrlost aus. Mehr als ein kurzer Blick war auch nicht möglich, da mich zwei junge Männer unfreundlich und unmissverständlich darauf hinwiesen, dass dies privater Grund sei. In so einem Fall tritt frau dann doch lieber ohne Diskussion den Rückzug an, obwohl ich mich ausgesprochen gerne umgesehen hätte. Das Ganze muss ein Gevierthof gewesen sein. Geradeaus sieht man ein Gebäude mit Wohnungen. Der Rest war, soweit ich es erkennen konnte, verfallen. Auf Google Maps kann man die Anlage vom Grundriss her ganz gut erkennen.

Ich habe inzwischen das Internet mehrfach nach Hinweisen auf diese Bonnemühle durchforstet, aber absolut nichts gefunden. Aber – abgeschrieben habe ich sie noch nicht. Seit kurzem gibt es auf dem ehemaligen Sarotti Areal endlich ein Heimatmuseum, das im Moment allerdings geschlossen hat. Nach den Sommerferien kann man es wieder besuchen. Obwohl ich vermute, dass es sich vor allem den keltischen Ausgrabungen widmet, dürfte dort auch etwas über die Mühlen zu finden sein. In meiner Tageszeitung habe ich jedenfalls kürzlich ein Foto aus dem Museum gesehen, auf denen schöne alte Leinensäckchen abgebildet waren, in denen früher das Mehl verkauft wurde.

Die Stadt Hattersheim mit ihren Ortsteilen Okriftel und Eddersheim ist in meinen Augen unglaublich reich an historischen Relikten und macht so wenig daraus. Es entstehen gesichtslose Neubauviertel ohne Ende und die Geschichte verschwindet unter deren Fundamenten. Löbliche Ausnahme sind der Posthof (Thurn & Taxis) im alten Ortskern und vielleicht noch das alte Wasserwerk (ein wunderbarer Jugendstilbau), das aber der Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich ist. Leider auch nicht Ende des Monats während der Tage der Industriekultur, die in diesem Jahr dem Wasser gewidmet sind.

Ich wünsche euch einen angenehmen und auch vom Wetter her erträglichen Sonntag.
Kommt gut in die neue Woche.