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G.A.S. – Gear Acquisition Syndrome – etwa so viel wie „Ausrüstungs-Anhäufungs-Syndrom“ – steht für ein Syndrom, das uns mich dazu veranlasst (hat), ständig neue Ausrüstung zu kaufen und anzuhäufen.

Weil das hier ziemlich theoretisch wird, schiebe ich hin und wieder ein paar Fotos meines heutigen Fotospaziergangs ein. Im Header seht ihr drei ‚Sandstein-Türken‘ aus dem Gärtchen am Höchster Zollturm, die vermutlich einmal zu der Musikantengruppe im Garten des Bologaropalastes gehört haben.

Während ich noch darüber nachdenke, dass ich unbedingt die Seite über meine Kameraausrüstung auf den neuesten Stand bringen sollte, stolpere ich über den Begriff „Gear Acquisition Syndrome“. Ihr wisst schon, ein Syndrom ist im Allgemeinen etwas Negatives, Pathologisches. So ist das auch mit diesem Begriff. Und ich ertappe mich dabei, dass ich in den letzten Jahren genau in diese Falle getappt bin. Die Halbwertzeiten meiner Kameras wurden immer kürzer. Es kommt ja auch ständig was Neues auf den Markt. Neue Sensoren, mehr Megapixels, besserer Autofokus . . . vielleicht wäre Vollformat doch besser als APS-C (darunter habe ich es schon länger nicht mehr getan), der tolle RAW-Burst-Modus oder das kamerainterne Fokusstacking . . .

Jetzt aber schnell . . .

So waren erst die APS-C Sony Kameras dran, dann Vollformat, dann war ich schockverliebt in die nostalgische Nikon Zfc und bin schließlich bei Canon gelandet: R7, RP, R8. Für jeden Wechsel gab es in meinen Augen einen guten Grund, meistens mein ewiges Streben nach Perfektion. Zu meiner Entlastung muss ich aber sagen, dass ich nicht nur gekauft, sondern auch immer wieder verkauft habe. Ich horte keine Kameras. Das wäre auch ein bisschen teuer. Okay, ist es sowieso. Aber man gönnt sich ja sonst nichts. Und ich kaufe inzwischen fast nur noch gebraucht. Aber das ist ein anderes Thema.

Hat auch schon bessere Zeiten gesehen

Und nun bin ich tatsächlich wieder unterhalb von Vollformat und APS-C gelandet, nämlich bei einer MFT-Kamera (Micro Four Thirds) von Olympus oder inzwischen OM-Systems. Auf meiner OM 5 Mark III steht aber noch Olympus drauf. Und ich bin total happy mit dieser Kamera. {Die R8 und die Nikon Zfc behalte ich trotzdem.}

Im Schwanheimer Wald

Warum nun diese „Rückentwicklung“? Der erste Punkt ist, dass diese Kamera unglaublich klein und leicht ist, ebenso wie die dazugehörigen Objektive. Ich kann sie ähnlich wie früher die kleine LUMIX TZ 202 immer dabei haben. Zwar nicht in die Manteltasche stecken, außer ich schraube ein Pancake drauf, aber mir steht eine Systemkamera zur Verfügung, die es mit den Großen ganz gut aufnehmen kann. Qualität der Kamera ist heute im Grunde kein Thema mehr. Man kann mit jeder modernen Kamera gute Fotos machen, inzwischen meist sogar mit vielen Smartphones. Wichtig ist die eigene Kreativität.

Könnte von eben sein, war aber am Nachmittag. Hier kam gerade ein heftiges Gewitter runter.

Damit komme ich zu Punkt 2: Ich merke, dass mich die Art von Fotografie, die ich in den letzten Jahren gemacht habe, zunehmend langweilt. Da ich keine Reisefotografin bin, wiederholen sich die Motive. Dazu muss ich mir nur die Archivfotos angucken. Die Fotos werden optisch vielleicht perfekter – nicht zuletzt durch die Möglichkeiten der Fotonachbearbeitung – aber das ist auch schon alles. Ich registriere, dass ich auch auf anderen Blogs Fotos, die „nur“ perfekt sind, eigentlich langweilig finde. Was nicht bedeutet, dass ich nun plötzlich Gefallen daran finden werde, schlechte Fotos zu machen und/oder auf eine ordentliche Nachbearbeitung zu verzichten. Aber ich möchte gerne mit leichtem Gepäck losziehen und Fotos machen, ohne darüber nachzudenken, ob sie hinterher vorzeigbar sein werden, nach den Kriterien, die ich bisher angelegt habe. Besser ist es doch mit originellen Fotos nach Hause zu kommen oder mit solchen, die Geschichten erzählen.

Hier geht es zum Deutschen Teckel Klub – sehr idyllisch im Wald gelegen

Es ist nicht das erste Mal, dass ich über Veränderung hinsichtlich Fotografieren und Bloggen nachdenke, aber es war selten so konkret. Dass mir in letzter Zeit meine eigene Bloggerei oft nur noch wenig Freude gemacht hat, war schon ein deutlicher Hinweis, dass sich etwas ändern muss. Ich werde die Mainzauberseite ein weiteres Mal umgestalten und wieder mit dem Fotoblog zusammenführen. Wie ich das optisch und inhaltlich gestalte, weiß ich noch nicht. Natur und Garten bleiben ganz sicher ein Thema, aber nicht mehr so dominierend. Den Naturdonnerstag werde ich auch im kommenden Jahr weiterführen, das 12 x 1- Motiv definitiv nicht.

Und neue Kameras wird es auch so schnell keine mehr geben. Zumal man sich jedes Mal umstellen muss, vor allem, wenn die Marke nicht dieselbe ist. Immerhin habe ich es einigermaßen hinbekommen, dass ich die R8 und die Oly ähnlich konfiguriert habe. Die Zfc passt nicht in dieses Schema. Aber die behalte ich wegen ihres nostalgischen Charmes und weil ich dort ja mit Superkleber das Belichtungskorrekturrädchen lahm gelegt habe. Wäre also nicht mehr gut zu verkaufen.

Zurück in Höchst. Es ist immer noch angenehm genug, um draußen zu sitzen. Das Pünktchen fehlt immer noch.

Was vielleicht auch helfen kann, nicht mehr ständig nach vermeintlich besseren Kameras mit mehr Megapixeln zu gucken, ist die Überlegung, dass ich meine Fotos fast ausschließlich online zeige, und sich die meisten Leute diese Bilder oft nur noch auf dem Handy angucken. Und selbst für große Ausdrucke auf Leinwand haben meine Kameras schon vor zehn Jahren gereicht. Wenn sie also mir auf meinem PC-Monitor gefallen, dann ist doch alles gut.

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende.