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Moin, ihr Lieben. Herzlichen Dank für eure zahlreichen Kommentare zu meinem DND-Beitrag. Ich habe damit gerechnet, dass ich mit meiner Begeisterung – ist es überhaupt Begeisterung? – für Luminar 4 und die Künstliche Intelligenz nicht unbedingt auf Gegenliebe stoße. Ich habe auf jeden einzelnen Kommentar geantwortet, möchte aber noch mal etwas Grundsätzliches dazu schreiben. Aber zunächst mal ein „Freitagsblümchen„, ein Farbtupfer der mich am Mittwoch in der Sonne regelrecht angestrahlt hat. Es sind die letzten verblühten Wolfsmilchgewächse – Zypressenwolfsmilch – die man in den Wiesen bei uns häufig findet. Das kräftige Gelb und Grün kam sehr überraschend.

Also: KI und Bildbearbeitung (auch AI für artifizielle Intelligenz). Grundsätzlich gebe ich jedem recht, der sagt, dass ein guter Fotograf schon beim Aufnehmen seiner Bilder so fotografieren sollte, dass es wenig Nachbearbeitung bedarf. Aber das ist ja gar nicht so einfach. Denkt nur an stürzende Linien, wenn ihr in Städten Gebäude fotografiert. Das mag euch nicht stören, aber habt ihr dann die Realität fotografiert? Ganz sicher nicht. Mit einer guten Bildbearbeitungssoftware kann man die Häuser wieder begradigen. Oder ihr beobachtet Fische unter der Wasseroberfläche. Ihr könnt sie gut erkennen. Aber ohne Polarisationsfilter ist das Bild hinterher für die Tonne. Manchmal kann es aber mit einer nachträglichen Bildbearbeitung doch noch gerettet werden (meistens über die Erhöhung des Kontrastes). Ihr habt einen blauen Himmel mit herrlichen weißen Wolken über euch. Sieht super aus. Aber eure Fotos zeigen die Wolken als ausgefressenes Weiß ohne jede Struktur, weit entfernt von eurem eigenen Eindruck. Sehe ich ständig.

Und damit kommen wir zur Entscheidung: Fotografiere ich im RAW-Modus oder im JPEG-Modus? Wer sowieso nicht nachbearbeitet, dem kann das egal sein. Wenn ich aber Fotos, die unter schwierigen Lichtverhältnissen entstanden sind oder die ich einfach fehlbelichtet habe, retten will, dann ist RAW die bessere Wahl. Immer vorausgesetzt, man benutzt eine Bildbearbeitungssoftware, die RAW-Dateien entwickeln kann. RAW-Dateien enthalten alle Informationen, die ein Bild hergibt, die man aus ihm „herauskitzeln“ kann. Ein JPEG ist ein in der Kamera quasi vorentwickeltes Bild, das bereits jede Menge Daten verloren hat. Die Entscheidung für RAW und Bildbearbeitung hat also zunächst überhaupt nichts mit KI oder gefakten Fotos zu tun. Es ist eher ein Prozess, der dem früheren Entwickeln eines Negatives  in der Dunkelkammer ähnelt. Auch da hat man schon mit Abwedeln, Nachbelichten und ähnlichen Kniffen Fotos nach dem eigenen Geschmack entwickelt. Schon jeder Rohfilm hatte seinen eigenen Charakter (Agfa, Fuji,Kodak, Ilford usw.) und auch das verwendete Fotopapier spielte eine Rolle.

Letzten Endes muss das aber jeder für sich entscheiden. Natürlich hat nicht jeder Zeit und Lust zur Bildbearbeitung und vielleicht auch nicht das Geld, um sich teure Kameras und teure Bildbearbeitungssoftware zu leisten. Aber ich finde Bildnachbearbeitung in vernünftigem Rahmen absolut legal. Wer darüber hinaus nicht nur fotografiert sondern auch künstlerisch tätig ist – und sei es nur als Designerin der eigenen Buchcover 😉 – kommt sowieso nicht drumherum, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen.

Ein andermal noch etwas zur künstlichen Intelligenz. Heute nur noch ein Foto von einem meiner Lieblingsbäume in der Schwanheimer Düne. Diese Stelle hat zu jeder Jahreszeit fast etwas Mystisches. Ich habe den Baum hochkant fotografiert, aber hinterher auch mal beschnitten. Ich zeige euch beide Versionen.

Lieblingsbaum1