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Freitags stehen ja im allgemeinen Blümchen im Vordergrund und zwar meistens die in der Vase. Meine halten sich dort schon tapfer seit dem letzten Wochenende. Also habe ich heute lieber aus dem trockenen Wintergarten heraus die nassen Blümchen auf der Terrasse fotografiert. Löwenmäulchen und Co behagt unser Dauerregen ganz außerordentlich. Sie blühen im wahrsten Sinn des Wortes wieder auf. Mir wachsen allerdings allmählich Schwimmhäute. Der Garten ist quietschnass.

Meine Überschrift zielt aber auf etwas völlig anderes – Wichtigeres. Seitdem die US-amerikanische Lyrikerin Louise Glück – sie schreibt sich tatsächlich mit dem deutschen „ü“ im Nachnamen – den Nobelpreis für Literatur verliehen bekam, findet man in den Medien ein ganz besonders Bild: Ein Foto auf dem der damalige US-Präsident Barack Obama Louise Glück die National Humanities Medal verlieh und die (im Verhältnis zu ihm) kleine Frau liebevoll umarmte. Kann sich irgendwer eine solche Geste von Trump vorstellen? Kaum. Diese Foto strahlt für mich so viel Herzlichkeit und Menschlichkeit aus, wie es eigentlich normal sein sollte. Seitdem hat die Welt so viel davon verloren. Nicht nur im Trump’schen Amerika. Louise Glück ist in Deutschland weitgehend unbekannt – mir auch. Sie wurde 1943 in New York geboren und hat an verschiedenen Universitäten gelehrt. Seit 1968 hat sie zehn Gedichtbände veröffentlicht, für die sie zahlreiche Preise erhielt. Zwei Gedichtbände –The Wild Iris und Averno – wurden von Ulrike Draesner ins Deutsche übertragen und sind im Literaturverlag Luchterhand erschienen.

Ich werde zwar nie einen Nobelpreis bekommen, aber nun kommt doch glatt die Lyrikerin auch in mir noch einmal durch.



Verlinkt mit Herbstglück von Loretta & Wolfgang