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Was für ein Traumwetterchen heute – endlich mal wieder. Ich habe etliche Stunden im Mönchbruch verbracht. Der Mönchbruch ist mit 937 ha Ausdehnung Hessens zweitgrößtes Naturschutzgebiet.  Es umfasst Flächenanteile der Städte Rüsselsheim am Main und Mörfelden-Walldorf sowie der Gemeinde Nauheim. Das Ganze etwa eine halbe Stunde von Frankfurt-West entfernt. Leider auch im Einzugsbereich des Flughafens – kein Licht ohne Schatten.

Das Schutzgebiet wiederum geht nach Osten in die noch weitgehend geschlossenen Waldgebiete des Wildbannes Dreieich und des Frankfurter Stadtwaldes über und ist somit Teil des größten geschlossenen Waldgebietes im Rhein-Main-Gebiet. Einen wertvollen Lebensraum bilden die weiten, regelmäßig überfluteten Stromtalwiesen. Der Mönchbruchweiher ist nur noch an wenigen Stellen direkt zugänglich. Vor etlichen Jahren war das noch ganz anders. Da tummelten sich Menschen und Nutria ohne Ende, wobei Letztere von Ersteren mehrfach zu Tode gefüttert wurden. Das ist heute glücklicherweise anders.


Heute muss man froh sein, wenn man überhaupt was auf der Wasseroberfläche entdeckt. Wobei – zugegeben – ein Sonntagvormittag sicher nicht der beste Zeitpunkt ist.

Ein Blässhuhnpärchen hat ein Nest in Ufernähe und schleppt noch fleißig zusätzliches Nistmaterial an. Leider hat mir Gestrüpp den wirklich guten Blick aufs Nest verwehrt. Ich habe ein bisschen retuschieren müssen. – Während ich hier tippe, sind draußen zwei junge Eichhörnchen unterwegs. Das lenkt tierisch ab.

Nebenbei mal ein Blick ins Unterholz geworfen: Hasenglöckchen blühen hier auch. Und Gänseküken waren unterwegs. Ich glaube, es sind Küken der Kanadagänse.

Hasenglöckchen
Küken der Kanadagänse

Mein absolutes Highlight waren dann aber . . . Tadaaa – endlich mal wieder Störche! Und dieser war nicht allein auf der Wiese.

Die beiden haben sich gut vertragen. Interessant war das ganz unterschiedliche Jagdverhalten. Während sich der Storch unentwegt vorwärts bewegt, steht der Reiher meistens stoisch an einer Stelle, macht dann irgendwann einen langen Hals und schnappt zu. Unterwegs traf ich auf den Revierförster, der nur meinte (nachdem wir ein Schwätzchen gehalten hatten), ich solle mal ruhig weitergehen. Es gäbe noch mehr Störche. Dem war auch so, aber ich glaube, ein paar spare ich mir dann für den kommenden DND auf. Und irgendwann hatten die auch alle genug von mir und machten den Abflug. Na, vielleicht nicht nur von mir. Da gab es noch einen weiteren Fotografen, den ich auf einem Beobachtungsturm wiedergetroffen habe. Ein interessanter und netter Mensch, der schon viel herumgekommen war. Er sei Soldat, erzählte er mir, und ständig überall in der Welt unterwegs. Und in seiner Freizeit immer am fotografieren.

Die beiden Gänse im Gras, die dem davon fliegenden Graureiher hinterher gucken, habe ich erst am PC entdeckt.

Ein paar Schmetterlinge waren unterwegs, aber kaum einer hat sich mal niedergelassen. Das hier könnte ein Zitronenfalter sein – oder? Was anderes fällt mir dazu nicht ein. Mich verunsichern die Grün- und Blautöne. Theoretisch käme auch der Kleopatrafalter infrage (Gonepteryx cleopatra).

Und zum Schluss für heute: Mein erstes Braunkehlchen (Saxicola rubetra). Ich habe es vom Beobachtungsturm in der überfluteten Wiese entdeckt, die ihr oben im Header seht. In der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands von 2020 wird die Art in der Kategorie 2 als stark gefährdet geführt. Wenn ich es mir richtig überlege, war das doch mein absolutes Highlight, nur schrecklich weit weg. Selbst der bewusste Soldat – mit einem weit längeren Tele – war der Meinung, es sei zu weit weg. Dafür ist es noch ganz gut geworden, wenn auch nicht formatfüllend. Man kann nicht alles haben.

Canon EOS R7 + RF 100-400 mm; ISO 200 – 1/400 Sek – f/8.0 – 400 mm (Ausschnittvergrößerung)

Das Jagdschloss Mönchbruch wurde vom Landgrafen Ernst-Ludwig von Hessen-Darmstadt um 1730 im Zentrum des Mönchbruchs erbaut. Der Landgraf war ein begeisterter Jäger, der 1708 in Darmstadt die Parforcejagd eingeführt hatte. Der Gießener Baumeister Oberst Helfrich Müller (1686–1759) zeichnete die Pläne für das Jagdschloss. Neben sechs Herrschaftshäusern gehörten zu dem Gesamtensemble Stallungen, Remisen und diverse Nebengebäude. Seit 1999 befindet sich das Jagdschloss Mönchbruch im Privatbesitz und wird zurzeit saniert. Auf der anderen Straßenseite befindet sich die ehemalige Mönchbruchmühle – heute ein Gasthaus.

Ich wünsche euch noch einen angenehmen Abend und . . . Genau, wir haben morgen ja auch noch einen Feiertag, der eigentlich nach Arbeit klingt 😉 Tanzt ihr eigentlich in den Mai? Oder sind bei euch die Hexen los? Habt’s fein, ihr Lieben.

Wie jedes Jahr zur Walpurgisnacht gibt es hier das Musikvideo von Faun: „Walpurgisnacht“.